Mala - ein verunsicherter Mini Aussie außer Rand und Band

Als Mala mit dreieinhalb Monaten zu uns kam, war sie sehr ängstlich, zittrig, hat sich zurückgezogen, und alle Alltagsgeräusche waren anstrengend für sie.

 

Mit sechs Monaten haben wir in einer Hundeschule vor Ort einen Welpenkurs besucht. Nach dem 5. Treffen war mir klar, dass es der falsche Weg ist. Ich kam gar nicht mehr an den Hund heran. Sie machte alles laut, mit Gebell und Unruhe.

 

Wir haben den Kurs abgebrochen. Unser Hund ging in der Masse der weiteren 12-15 Hunde unter. Im Freispiel ließ sie sich in eine Ecke drängen, lief immer nur weg vor den anderen oder suchte geduckt unter einer Bank Schutz vor den anderen. Mala war allein unter all den anderen Hunden. Die Trainerin hat alles so laufen lassen. Mir wurde klar, dass es Mala nicht guttut, und ich holte sie da raus.

 

Im Training wurde dort nur das normale Programm abgehalten. Alle gingen mit ihrem Hund im Kreis hintereinander her und mussten Befehle geben (Sitz, Platz, Bleib). Wer das nicht konnte, bekam nur eine knappe Anweisung, wie es geht. Obwohl es sich um einen Welpenkurs handelte, wurde erwartet, dass jeder weiß, wie er seinem Hund Dinge beibringen kann. Durch die große Reizüberflutung waren nicht nur wir, sondern auch andere Teilnehmer überfordert. 

 

Es wurde mir immer deutlicher, welch ein empfindlicher und sensibler Hunde Mala ist.

 

Im Anschluss wurde uns ein anderer Hundetrainer empfohlen. Dort habe ich die ganze Dauer des Kurses absolviert und dem Trainer geglaubt, was mein Hund angeblich für eine Erziehung braucht. Diese Erziehungsmethode bedeutete, dass es nur ja oder nein gab und absolute Hörigkeit vom Hund verlangt wurde. Machte Mala etwas nicht wie gewünscht, dann wurde mit der Leine nach ihr oder auf sie geworfen. Zur Abschreckung bei unerwünschtem Verhalten wurde sie auch mit einem Käppi von oben herab geschlagen. Natürlich hat sie dann vor lauter Angst pariert. Mala hatte Angst, sich frei zu bewegen und beobachtete Ihr Umfeld sehr genau…, es könnte ja wieder etwas falsch sein. Da wurde uns bewusst, dass es der falsche Weg ist.

 

Dieser sensible, feine und absolut treue Hund braucht keine Strenge oder harte Erziehungsmethoden. Was Mala brauchte und immer noch braucht, sind zwar klare Signale, aber auf eine andere Art und Weise, mit freundlichen Gesten und Worten und ganz viel Nähe und Geborgenheit.

 

Durch Zufall bin ich dann in unserer Hilflosigkeit irgendwie mit dem Hund klarzukommen, auf Christine gestoßen. Unser erstes Treffen mit Christine bei uns zuhause brauchte uns schnell auf den richtigen Weg. Wir haben unsere Situation und den Alltag mit Mala geschildert und mit all dem, was bis dahin passiert war. Dann haben wir einige Gänge zurückgeschaltet und sind neue Wege mit Mala gegangen. Alles mit Ruhe und Verständnis und ein liebevoller Umgang mit Mala. Es brauchte keine laute Stimme oder ‚Hilfsmittel‘, die ihr wehtaten. Mala bekam nach und nach endlich Vertrauen zu uns und suchte unsere Nähe auch in schwierigeren Situationen.

 

Wir haben regelmäßig an den Social Walks teilgenommen und zwischendurch nach Bedarf Einzelstunden für den Alltag.

 

Jeder Hund ist einzigartig in seinem Wesen und das bedarf auch eines speziell auf ihn ausgerichteten Trainingsprogramms. Dennoch sind einige Verhaltensmuster schwer zu verändern. Immer wieder bedarf es der Übung. Mala hat die ersten Lebensmonate in einem abgeschotteten Teil des Hauses beim Züchter verbracht. Um die Hunde anzulocken, klapperte der Züchter mit Leckerchen in einem Plastikjoghurtbecher. So lässt sie auch heute noch jedes Klappern und Knistern sofort durchstarten. Da hilft es sehr zu wissen, wie man sich verhalten sollte, um es ruhig einzugrenzen.

 

Mala ist sehr schnell gestresst und auf 180. Wenn sie übermüdet ist, ist es auch heute noch immer so. Am Anfang hat sie alles und jeden draußen vor Unsicherheit angebellt, selbst Dinge wie Mülltonnen und Straßenabsperrungen.

 

Mittlerweile gehen wir, dank des Wissens, wie wir was machen können, um ihr zu helfen, entspannt und gut durch den Alltag. Seinen Hund einschätzen zu können und zu verstehen, was er gerade braucht, tut uns allen sehr gut.

 

Danke Christine.    


Mala ist ein wundervoller Hund. Das bei ihr durch die isolierte Haltung in den ersten Lebensmonaten beim Züchter entstandene Deprivationssyndrom bleibt zwar ein Leben lang bestehen. Es gibt es jedoch in verschiedenen Ausprägungen und einige Hunde sind in der Lage, es gut zu kompensieren. Bei Mala haben wir es mit einer relativ geringgradigen Ausprägung zu tun, die aber schon recht großen Einfluss auf Alltag von Hund und Halter hat. Mala hatte folgende Anzeichen für ein Deprivationssyndrom:

  •         Nicht funktionierende Stressbewältigungssysteme
  •         eine dauerhaft erhöhte Erregungslage
  •         Mangelnde Impulskontrolle
  •         Geringe Frustrationstoleranz
  •         Gestörtes Sozialverhalten

 

Hinzu kommen wahrscheinlich noch zu einem gewissen Grad die Veranlagung und mit hoher Sicherheit die negativen Erfahrungen im Umgang mit Menschen und Hunden in Hundeschulen.

 

Mala und ihre Halterin haben von Januar 2017 bis Ende September 2018 am Social Walk teilgenommen. Zusätzlich haben wir Therapie- und Einzelstunden bei den Haltern zuhause abgehalten.

  

Für Mala wird es ein Leben lang wichtig bleiben, dass alles aus der Ruhe heraus passiert und im Alltag möglichst viel Routine und Verlässlichkeit herrscht. Der Weg bis heute war lang und nicht immer leicht für die Halter von Mala. Was es, gerade als Ersthundehalter bedeutet, einen Hund mit Deprivationssyndrom an seiner Seite zu haben, ist in wenigen Worten nicht zu beschreiben.

 

Ich bewundere die Stärke, das Durchhaltevermögen, das Verständnis und die bedingungslose Liebe der Halter zu Mala. Beide Seiten haben in den vergangenen Jahren so unendlich viel miteinander durchgestanden, erlebt und mit- und voneinander gelernt, dass mir jedes Mal das Herz aufgeht, wenn sie miteinander als Team und Familie, daß/die sie heute sind, sehe. Es macht mich glücklich und unendlich stolz auf Euch! Auch Mala und ihre Halterin sind immer mal wieder gerngesehene Gäste im Social Walk.

 


Mini Australian Shepherds sind wie die großen Australian Shepherds, sehr schnell lernende, temperamentvolle, und arbeitsorientierte Hunde mit einer enorm hohen Auffassungsgabe. Sie sind gerne mit ihren Menschen aktiv und sehr an der Außenwelt interessiert, zudem sind sie zumeist sehr mitteilsam und wachsam. Mit der entsprechenden Sozialisation, einer liebevoll konsequenten Erziehung und der richtigen Balance von geistiger und körperlicher Auslastung und ausgiebigen Ruhe- und Erholungsphasen eignet er sich durchaus als Familienhund und im Umgang mit Kindern.