Eine gute Welpenspielgruppe, aber besser noch ein guter Welpenkurs ist empfehlenswert, macht Spaß und schweißt Hund und Halter durch das gemeinsame Erleben enger zusammen.
Aber, gute Spielgruppen und Welpenkurse zu finden ist nicht einfach. Nicht selten läuft genau in diesen Welpenspielgruppen oder -kursen eindeutig etwas schief. Bei einigen leider so gründlich, dass man von traumatischen Erlebnissen sprechen kann. Und ja, eine einzige Situation, die aus Menschensicht, wie eine Lapalie erscheinen mag, kann für einen Hund ein traumatisches Erlebnis bedeuten.
Warum genau ist es so wichtig auf die richtige Gruppe, den richtigen Kurs zu achten?
Kurz gesagt: Nur ein positiver Start ins neue Leben bringt beste Voraussetzungen für eine möglichst optimale Verhaltensentwicklung mit sich.
Auch wenn man sich über die unterschiedlichen Modelle der Entwicklungsphasen bei Hunden streiten kann, ist es wissenschaftlich unstrittig, dass frühe Erfahrungen enormen Einfluss auf das zukünftige Verhalten haben. Der Welpe erkundet seine Umwelt und das bereitet ihn auf den späteren Umgang mit dieser vor. Das Sammeln von Eindrücken ist enorm wichtig, aber wir müssen behutsam mit der Dosis und Neuem vorgehen, denn mit den Erfahrungen und Erlebnissen verknüpfen die Welpen das dabei Empfundene. So entwickeln sich Ansichten, Einstellungen, Vorlieben und Abneigungen aber auch Neutralität und zwar für und gegenüber Menschen, Artgenossen, anderen Tieren und der unbelebten Umwelt.
Unsere Hunde, genauso wie wir, bewerten gemachte Erfahrungen auf der Gefühlsebene und ordnen sie ein. Es entsteht ihr ganz persönliches Bild von der Welt, und dieses hat einen entscheidenden Einfluss auf ihr Verhalten. Es ergibt sich also von selbst, dass viele positive und neutrale (Lern-)erfahrungen großen Einfluss auf ein positives Weltbild und eine optimistische Sicht haben. Machen wir es uns und unseren Hunden möglichst einfach. Der positive Nebeneffekt: mit positiven, aber dort wo sinnvoll auch neutralen, Gefühlen verknüpfte Lernerfahrungen lassen leichter, lieber und schneller lernen. Lernen mit Spaß, Neugier und den damit verknüpften positiven Gefühlen, erzeugt mehr Lernmotivation, der Hund lernt fast automatisch.
Wir möchten unserem Welpen einen optimalen Start ins Leben bieten. Er soll Sozialverhalten im Umgang mit Artgenossen lernen, den Umgang mit Menschen und mit verschiedensten Umweltreizen. Außerdem soll die Bindung zwischen Hund und Halter weiter aufgebaut und stabilisiert werden.
Aber schon beim Lernen des Sozialverhaltens mit Artgenossen fängt es an: Ein Welpe bleibt nicht immer ein Welpe also bringt es nur bedingt etwas, wenn er nur auf Welpen trifft. In seinem weiteren Leben wird er in der Mehrzahl auf gleich- und andersgeschlechtliche, kastrierte und unkastrierte, Junghunde, erwachsene Hunde, Senioren, kleine Rassen, große Rassen und Mischlinge treffen.
Den Umgang mit Artgenossen lernt ein Welpe also generell im Kontakt mit sozial kompetenten Hunden, die die Körpersprache gut lesen können und selber sehr klar kommunizieren. Also lieber wenige, aber dafür positive Kontakte mit Artgenossen als viele, wovon auch nur einige ein Konfliktpotential in sich bergen. Das Gleiche gilt übrigens für alles Erlebte während dieser Zeit. Wir müssen den Welpen nicht überbehüten, ein gewissen Maß an Stress ist sogar notwendig, aber wir sollten unserem Welpen bei Bedarf helfend zur Seite stehen und ihn in keiner Situation alleine lassen, bzw. ihn im Zweifel umgehend aus der Situation nehmen. So werden wir zu seinem sicheren Hafen, wo er Schutz und Sicherheit findet und gleichzeitig zu seiner sicheren Basis, von der aus er sich die Welt erobern kann.
In einer Welpenspielgruppe wie auch einem Welpenkurs sollten - meiner Ansicht nach - nicht mehr als sechs Welpen pro Trainer zu finden sein. Für gemeinsames Spiel muss darauf geachtet werden, dass kein Hund gemobbt oder gejagt oder gar gehetzt, in die Enge getrieben oder verängstigt wird.
Gutes Spiel erkennt man unter anderem an häufigem Rollenwechsel (Jäger wird zu Gejagtem und umgekehrt), Wechsel der Spielarten, die Bewegungen wirken übertrieben und entspannt, kurvig und eher schlaksig. Die Hunde schneiden häufig quasi Grimassen (weit aufgerissenes Maul mit herraushängender Zunge), die Augen wirken teilweise wie verdreht, und auch die Geräusche häufig sehr übertrieben. Das Bild oben zeigt solch eine entspannte Spielsituation. Die Spielpartner passen sich einander an: der Golden Retriever macht sich für den Beagle klein, der Jack Russel Terrier spielt weniger rauh mit dem Havaneser (das sogenannte Selbsthandicap). Das Spiel wird immer mal wieder kurz unterbrochen, und die Hunde senden immer auf's Neue Spielsignale, wie die Vorderkörpertiefstellung (Vorderläufe weit auseinander, Rute nicht hochgetragen, Körper und Mimik entspannt).
Reine Welpenspielgruppen halte ich persönlich nicht für empfehlenswert, denn:
1. Durch das reine Spiel sind die Hunde häufig überdreht.
2. Mir fehlen in reinen Spielgruppen wichtige Elemente, wie die Kommunikation zum Halter.
3. Die Hunde werden oftmals sich selber überlassen.
Spielen sollte kein Muss sein. Vielleicht fühlt ihr Welpe sich mal nicht wohl, ist müde oder die Chemie zwischen den Hunden stimmt (vielleicht nur an diesem Tag) einfach nicht. Ein guter Trainer achtet auf die Signale und greift gegebenenfalls unterstützend ein. Aber bitte achten auch Sie auf Ihren Hund und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Hunde machen die Dinge nicht unter sich aus. Bei Welpen, die noch bei der Mutter sind, beaufsichtigt diese - so sie selber gut sozialisiert, gesund und nicht unter starkem Stress steht - das Spiel und schreitet notfalls ruhig und souverän ein. Bei erwachsenen Hunden kann eine kippende Spielsituation oder ein Kommentkampf, den die Halter nicht erkennen, in einen Ernstkampf (Beschädigungs- und Tötungsabsicht) münden.
Beispielhafte Inhalte eines Welpenkurses:
- Gewöhnung
- Schulung des Sozialverhaltens
- Aufmerksamkeitsübungen / Ruheübungen
-
Spielerische Vorübungen zum Rückruf, Aus, Sitz, Platz, ...
- Kontrolliertes Spiel (kein Mobbing, zu hohe Erregungslage, ...)
- Spiel mit dem Halter
- Körperkontrollübungen (Tierarzttraining)
- Theorie: Wie lernen Hunde? Gemeinsame Beschäftigung und Auslastung, Sozialverhalten, Körpersprache, …
- Problemprophylaxe
Die Dauer sollte eine Stunde nicht überschreiten, und die Stunden sollten an verschiedenen Orten mit langsam zunehmenden Umweltreizen stattfinden. Außerdem sollte der Trainer die Teams individuell unterstützen.
Kommentar schreiben